Jägerball in der Wiener Hofburg

Gedanken zum heutigen Jägerball in der Hofburg

31. Januar 2005

Über das Aggressionsverhalten von Jägern und die Sinnhaftigkeit der Jagd

Jagd ist nur eine feige Umschreibung für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. Die Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit

Theodor Heuss, 1. Bundespräsident der BRD


Warum gilt jemand, der "zum Töten geht", als Amokläufer, jemand, der "zur Jagd geht", hingegen als Bewahrer menschlichen Kulturguts? fragt Hanna Rheinz, Münchner Autorin.

Gestern, ein wunderschöner Sonntag, nach einer Skitour durch den pulververschneiten Wienerwald auf dem Hocheckhaus oberhalb Thenneberg.
Ein Gast hat zwei freundliche Hunde mit, es steht nirgends etwas von Leinenzwang, bis der Bewirtschafter, der Jäger Karlhofer, in aggressivem Ton das Anleinen der friedlichen Hunde befiehlt . Die Wände der Gaststube sind voll mit Dutzenden von ausgestopften Tierkadavern, vom Wildschein, Hirsch, Fuchs bis zu selten gewordenen Vogelarten. Auf seine offensichtliche Jagdpassion hingewiesen, verliert der Hüttenwirt völlig die Beherrschung, brüllt aggressivst herum, verständigt die Gendarmerie und erteilt dem schockierten Gast ein dauerhaftes Hüttenverbot. Hatte dieses extrem aggressive Verhalten des Herrn Karlhofer möglicherweise etwas mit dessen Passion zur Lust am Töten zu tun?

Am 21. August letzten Jahres war folgende ORF-Meldung zu hören: Autofahrer von Jäger verprügelt: Schwere Verletzungen hat ein 21-jähriger Pkw-Lenker aus Piringsdorf davongetragen. Der junge Mann hatte sich im Wald verirrt und wurde plötzlich von einem Jäger angehalten. Nach einem kurzen Wortwechsel wurde der Jäger rabiat. Er verletzte den 21-jährigen Piringsdorfer mit Faustschlägen schwer im Gesicht. Schließlich gelangt dem jungen Mann die Flucht. Im Krankenhaus Oberpullendorf wurde der Verletzte behandelt. Er trägt unter anderem auch einen Nasenbeinbruch davon und hat Anzeige erstattet.

Und fast jeder Spaziergänger, der mit seinem friedlichen Haushund im Wald unterwegs war, hat bereits eine oder mehrere ähnliche Erfahrungen gemacht: Er wird grundlos von einem grünberockten, federbehuteten Zeitgenossen angepöbelt, weil er erstens um diese Zeit noch im Wald unterwegs ist und zweitens vielleicht gar seinen Hund nicht angeleint hat. Und das obwohl dieser aufs Wort folgt und nicht mehr als ein paar Meter weg ist. Und das, obwohl z.B. im NÖ Jagdgesetz kein Wort davon steht, daß Hunde im Wald angeleint sein müssen, wenn sie sich nicht erkennbar der Einwirkung ihres Halters entzogen haben (Paragraph 64). Von den unzähligen, ungestraften Abschüssen friedlicher Haustiere vor den Augen der jeweiligen Besitzer gar nicht erst zu reden. Haben Jäger in unserem Land Narrenfreiheit?

Erstmals seit 1945 gibt es in Österreich - seit dem 1. Jänner 2005 - wieder ein bundeseinheitliches Tierschutzgesetz, von allen 4 Parteien beschlossen. Doch ein Bereich der massiven Tierquälerei bleibt dezidiert davon ausgeschlossen: die Jagd. Sie hat offensichtlich mehr denn je Narrenfreiheit in unserem Land. Selbst bei der Einschränkung der Waffengesetze werden die Jäger nach wie vor explizit ausgenommen. In Österreich darf man seinen Hund nicht auf Wildtiere hetzen - außer man ist ein Jäger. In Österreich darf man Tiere nicht willkürlich, also ohne guten Grund, töten und verletzen - außer man hat den Jagdschein und macht es waidgerecht . Was aber waidgerecht ist, bestimmen die Jäger selber. Wen wundern derartige Ausnahmen, sind doch ein Großteil der Parlamentarier, Machthaberer und VIPs in unserem Lande selber passionierte Hobbymörder...

Die Jagd ist aber heutzutage wissenschaftlich und ethisch nicht mehr zu rechtfertigen. Viele Beispiele zeigen eindeutig, daß die Natur selbst am Besten in der Lage ist, ein Gleichgewicht zu finden. Die Jagd hat einige Tierarten ausgerottet, andere an den Rand der Ausrottung getrieben, ist jährlich für millionenfaches Tierleid und Tod verantwortlich, wegen der Jagd sind praktisch alle heimischen Wildtiergesellschaften schwer gestört, der Wald geschädigt, die Tierdichten unnatürlich hoch bzw. niedrig, die Jagd hintertreibt die Wegefreiheit für Wanderer, die internationale Anerkennung von unseren Nationalparks usw. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Und was steht dagegen als Grund für die Jagd: die Lust am Töten. Diese Freude am Töten, am Beutemachen läßt sich in unzähligen Jagdberichten in einschlägigen Zeitungen nachlesen, sie wird in Jagdreiseanzeigen geschürt, die sich bis zur Tigerjagd in Ungarn versteigt.
Das beste Beispiel ist die Promi-Jagd vom vergangenen Wochenende in Rumänien, wo auch Leute wie Julius Meinl, Magna-Chef Siegfried Wolf, Wolfgang Porsche, Max-Emanuel von Thurn und Taxis und der ehemalige rumänische Premierminister Adrian Nastase teilgenommen haben.
Insgesamt sollen bei dem Gemetzel am Samstag 120 Wildschweine, sechsmal mehr Tiere als vom Gesetz her erlaubt, hingerichtet worden sein.

Die Lust am Töten wird vom Jäger als Urinstinkt bezeichnet. Eigenartig nur, daß über 99% der Österreicher diese Instinkte nicht zu haben scheinen. Zivilisation und Kulturgröße lebt unter anderem vom Überwinden und Bezähmen niederer, steinzeitlicher Instinkte. Und weil sie diese Instinkte nicht beherrschen können, töten die Waidmänner heimlich, draußen im Revier, fern von der Öffentlichkeit.

Blut hat eine orgiastische Kraft sondergleichen, wenn es überströmt... und das herrliche Fell des Tieres befleckt , sagt der Jagdphilosoph José Ortega Y Gasset und gibt damit die unstillbare Leidenschaft der Lust am Töten offen zu. Wenn es jedoch um Diskussionen mit Nichtjägern geht, werden diese Triebfedern zur Verfolgung freilebender Tiere rasch unter den Teppich gekehrt. Mit Phrasen wie Jagd ist angewandter Naturschutz wird dann versucht, triebhaftes Handeln zu rationalisieren und das Töten von Tieren als etwas Notwendiges, Unverzichtbares darzustellen.
Naturschutz und Arterhaltung sind aber nur Schönfärbereien, die gerne verwendet werden, um die Jagd vor den Augen einer immer kritischer werdenden Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Tatsächlich haben sämtliche ökologischen Bemühungen der Jägerschaft jedoch nur den Zweck, einen möglichst großen Bestand an erwünschten jagdbaren Tieren zu erzielen - schließlich will der Jäger im Herbst und Winter genug Stücke zum Abknallen haben.

Jagd ist in vielerlei Hinsicht ein tiefschürfender, oft zerstörerischer Eingriff in die Natur: Durch Winterfütterungen, Biotopmanipulationen, durch das Aussetzen von Tieren einzig und allein zu Jagdzwecken (z.B. Zucht-Fasane) sowie durch die gezielte Bevorzugung besonders prächtiger Trophäenträger wird das natürliche Gleichgewicht vorsätzlich demontiert.
Jagd ist keinesfalls ökologisch notwendig , wie die Jagdlobby zur Rechtfertigung ihres Tuns immer wieder argumentiert. Eine solche These ist wissenschaftlich nicht haltbar und stellt allzu offensichtlich nur ein Feigenblatt dar, hinter dem sich ganz andere Motive für die Jägerei verstecken. Es gibt zahllose Studien, welche die Selbstregulationsfähigkeit der Natur auch in unserem vom Menschen dominierten Kulturland eindrucksvoll belegen.

Es wird höchste Zeit, daß die Gesetzgebung auch hierzulande endlich dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand einerseits und dem Willen der Bevölkerungsmehrheit andererseits angepaßt wird. Die Abschaffung der Jagd ist eine Frage menschlicher Kultur, unser Verständnis und unsere Behandlung der Tiere ein Gradmesser unserer Ethik.
Spätestens seit die Menschheit vor dem ökologischen Kollaps steht, muß deutlich werden: Auch den Tieren steht ein Recht auf Leben, auf Würde und auf Freiheit zu.

Rückfragehinweis: Dr. Franz-Joseph Plank, 0676/7082434

Animal Spirit - Zentrum für Tiere in Not

Jagd: Nebenform menschlicher Geisteskrankheit

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, schrieb:

Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit .
(Theodor Heuss: Tagebuchbriefe 1955-1963, hg. V. Eberhard Pikart, Tübingen/Stuttgart 1970, S. 106)

Fakten gegen die Jagd

Die moderne Wissenschaft

Die moderne Wissenschaft

hat in zahlreichen Untersuchungen zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tiere empfindungsfähige, Freude und Schmerz verspürende Wesen sind. Tiere verfügen über ein reiches Sozialverhalten und gehen wie wir Beziehungen und Freundschaften ein. Sie können Liebe und Trauer empfinden, ja, sogar Fairness, Mitgefühl, Empathie, Altruismus und moralisches Verhalten zeigen, das über Trieb- und Instinktsteuerung weit hinausgeht.

Trotz beharrlicher Propagandaarbeit der Jagdverbände sinkt das Image der Jäger immer mehr: Immer weniger Spaziergänger, Hundehalter, Reiter und Mountainbiker lassen es sich gefallen, wenn sie von Jägern angepöbelt und bedroht werden - und sie protestieren gegen Ballerei in Naherholungsgebieten sowie gegen Massenabschüsse auf Treibjagden. Immer wieder zu lesen, dass Jäger aus Versehen Liebespaare im Maisfeld, Jagdkollegen oder Ponys auf der Weide mit Wildschweinen verwechseln - das kann einem draußen in der Natur durchaus Angst machen - ebenso wie Schüsse am Spazierweg oder Kugeln, die in Autos einschlagen. Außerdem haben Millionen Tierfreunde kein Verständnis, wenn Jäger ihre Hauskatzen abknallen oder drohen, den Hund zu erschießen.

Tierrechtsorganisationen decken immer wieder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei Treib- und Drückjagden sowie bei Gatterjagden auf, wo halbzahme Tiere gegen Geld abgeknallt werden. Warum Jäger Jagd auf Hasen machen, obwohl sie auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, kann irgendwie auch niemand mehr gut finden. Zudem haben 99,7 Prozent der Bevölkerung andere Hobbys, als Tiere tot zu schießen.

Lesen Sie:

Fakten gegen die Jagd - Die Natur braucht keine Jäger

Warum jagen Jäger wirklich?

Die Frage "Warum jagen wir?" beantwortet eine Jagdredakteurin wie folgt: "Einige beschreiben die Jagd als Kick, andere sprechen von großer innerer Zufriedenheit. Die Gefühle bei der Jagd sind ebenso subjektiv wie in der Liebe. Warum genießen wir sie nicht einfach, ohne sie ständig rechtfertigen zu wollen?"
Rationale Gründe, mit denen Jäger rechtfertigen, dass die Jagd notwendig sei, sind offenbar nur Ausreden. Jedenfalls schreibt die Jägerin: "Der Tod, der mit dem Beutemachen verbunden ist, ist verpönt. Deswegen suchen die Jäger Begründungen in Begriffen wie Nachhaltigkeit, Hege und Naturschutz."

Der Neurologe und Psychoanalytiker Dr. Paul Parin - ebenfalls begeisterter Jäger - schrieb in seinem Buch "Die Leidenschaft des Jägers": "Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird."

Lesen Sie:

Warum jagen Jäger wirklich?

Immer mehr jagdfreie Grundstücke in Deutschland

Von Schleswig-Holstein bis Bayern: In Deutschland gibt es immer mehr jagdfreie Grundstücke!

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am vom 26.6.2012 entschieden, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundeigentümer die Jagd auf ihrem Grund und Boden gegen ihren Willen dulden müssen, obwohl sie die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen. Aufgrund des Urteils des höchsten europäischen Gerichts wurde die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, ihre Jagdgesetzgebung entsprechend zu ändern. Grundeigentümer können bei der unteren Jagdbehörde einen Antrag stellen, dass Ihr Grundstück jagdrechtlich befriedet wird.

Eine aktuelle Dokumentation über jagdfreie Grundstücke und laufende Anträge auf jagdrechtliche Befriedung finden Sie hier.

Seit 1974: Jagdverbot im Kanton Genf

Im Schweizer Kanton Genf ist die Jagd seit 40 Jahren verboten. Noch nie war die Biodiversität größer und die Wildtierbestände regulieren sich selbstständig erfolgreich. weiterlesen

Seit 1914: Jagdverbot im Nationalpark Schweiz

Im Schweizerischen Nationalpark ist die Jagd seit 1914 Jahren verboten - ein erfolgreiches Modell für eine Natur ohne Jagd, das beweist: Ohne Jagd finden Tiere und Natur in ein Gleichgewicht. weiterlesen

Jagdverbote in immer mehr Ländern

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

verboten. Damit liefert unser Nachbarland den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Weder hat die Zahl der Füchse zugenommen noch gibt es Probleme mit Tollwut. Die Verbreitung des Fuchsbandwurms geht sogar zurück.

Immer mehr Länder sprechen für den Schutz von Wildtieren Jagdverbote aus. weiterlesen