Sex & crime
Jagd: "Sex & Crime"
Der 2009 verstorbene bekannte Neurologe und Psychoanalytiker Paul Parin - selbst Jäger - erklärte in seinem vielbeachteten Buch "Die Leidenschaft des Jägers" (Europäische Verlagsanstalt, 2003):
"Die wirkliche Jagd ist ohne vorsätzliche Tötung nicht zu haben. Leidenschaftlich Jagende wollen töten. Jagd ohne Mord ist ein begriff, der sich selber aufhebt... Und weil es sich bei der Jagd um Leidenschaft, Gier, Wollust handelt - um ein Fieber eben -, geht es ... um sex and crime, um sexuelle Lust und Verbrechen jeder Art, um Mord und Lustmord."
Rechtfertigt die "Lust" einiger weniger das Töten von jährlich über 5 Millionen Wildtieren sowie etwa 300.000 Haustieren - allein in Deutschland?
Die Leidenschaft des Jägers
Das Buch des Psychoanalytikers Paul Parin
Paul Parin war Neurologe, mehrfach ausgezeichneter Psychoanalytiker und Schriftsteller, Ehrendoktor der Universität Klagenfurt - und er war Jäger. Über sich und sein Buch "Die Leidenschaft des Jägers" sagte er selbst: "Es gibt kaum Autoren, die von der Jagdleidenschaft ergriffen waren und die gleichermaßen über Kritik und Ablehnung der Jagd schreiben."
In "Die Leidenschaft des Jägers" erzählte Parin eigene Erinnerungen und Geschichten über die Jagd. Ungeschminkt schrieb er über die Leidenschaft, die Passion, das Jagdfieber:
"Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird. "Licence" hat eine radikalere Bedeutung als der deutsche Ausdruck Freibrief: Verbote gelten nicht mehr. Wenn man über Jagd schreibt, muss man über geschlechtliche Lust schreiben und über Grausamkeit und Verbrechen... Die wirkliche Jagd ist ohne vorsätzliche Tötung nicht zu haben. Leidenschaftlich Jagende wollen töten.
Jagd ohne Mord ist ein Begriff, der sich selber aufhebt... Und weil es sich um Leidenschaft, Gier, Wollust handelt - um ein Fieber eben - geht es in diesem Buch um sex and crime, um sexuelle Lust und Verbrechen jeder Art, um Mord und Lustmord."
Einen deutlichen Vorgeschmack liefert bereits die erste Geschichte des Buches mit dem Titel "Der Haselhahn": Parin erzählt von seinem Jagderlebnis als Dreizehnjähriger, bei dem er einen Haselhahn erlegt: "Ich drücke ab, höre keinen Knall, spüre den Rückstoß nicht. Ich bin aufgesprungen, blind und taub stehe ich da. Eine unerträgliche Spannung, irgendwo im Unterleib, etwas muss geschehen. Plötzlich löst sich die Spannung, in lustvollen Stößen fließt es mir in die Hose, nein, es ist das, der wunderbare Samenerguss, der erste bei Bewusstsein. Ich stehe aufgerichtet, das Gewehr in der Linken, kann wieder hören und kann sehen. - Dort liegt die Beute, ein Haufen bunter Federn."
Einige Jahre später schoss Parin als Jugendlicher seinen ersten Bock - seine Initiation, der Eintritt in das Leben als Mann und Jäger: "Das Jagdfieber erfasste mich immer wieder mit der gleichen Macht wie sexuelles Begehren. Das Ziel der Gier war jetzt der Mord an einer Kreatur."
Parin schilderte die ritualisierte Gewalt bei der Jagd, bei der ansonsten wohlerzogene Menschen zu Monstern werden. Neben eigenen Erlebnissen bei der Jagd richtet er den Blick des Wissenschaftlers auf die Jäger und zitiert hierzu Literaten und Philosophen: eine Analyse der Natur des Jägers.
Paul Parin weiß, dass es kein Geheimnis ist, dass die Tiere unter der Jagd leiden. Er zitiert Ovid, der in den "Metamorphosen" das Paradies schildert, "in dem Tiere und Fische leben, ohne Verrat und ohne Furcht und Arglist". Prüfstein der humanen Gesinnung sei seit dem Zeitalter der Aufklärung der Abscheu vor dem Mord an unschuldigen Tieren. Der Wissenschaftler kennt auch die einschlägigen Anti-Jagdbücher von heute: Carlo Consiglio habe bewiesen, dass es biologisch keine Rechtfertigung für die Jagd gibt. Folglich geht es bei der Jagd nicht um biologische oder ökologische Notwendigkeiten, geht es nicht um Naturschutz, geschweige denn um Ethik und Moral. So weist Parin darauf hin, dass zwar alle erdenklichen Argumente dafür herhalten müssen, um die Jagd von jedem moralischen Makel freizusprechen. "Und doch ist die Jagd der einzige normale Fall, bei dem das Töten zum Vergnügen wird..."
Schon der Jagdphilosoph Ortega hat gesagt: "Die größte Gefahr für das Bestehen der Jagd ist die Vernunft."
Und der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, brachte schon vor Jahrzehnten treffend zum Ausdruck: "Jagd ist nur eine feige Umschreibung für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit."
Der Autor:
Paul Parin war Neurologe, Psychoanalytiker, Schriftsteller - und Jäger. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen: den Preis der Internationalen Erich-Fried-Gesellschaft, den Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie Darmstadt und den Sigmund-Freud-Peis der Stadt Wien.
Paul Parin: Die Leidenschaft des Jägers. Erzählungen. Europäische Verlagsanstalt/Sabine Groenewold Verlage, Hamburg, 2003. ISBN: 3-434-50561-X.
"Jägerweisheiten"
Schöner Bock,
warmes Pret,
mancher Maid
die Unschuld rett!
Lieber im Wald
bei einer wilden Sau,
als im Haus bei
einer bösen Frau!
Köter, Katz und Krähe
tun der Wildbahn wehe.
Darfst nicht mit
Patronen sparen,
willst du Kitz und
Has bewahren.
Wer nicht liebt Wein,
Gesang und fremde Weiber,
wird niemals Jäger,
bleibt immer Treiber
Dem Jäger jede Pirsch behagt,
sei s auf den Hirsch,
sei s auf die Magd.
"Schöne" Sprüchesammlung http://www.nimrods.de/Jagdweisheiten.htm