Jagdfreie Nationalparks in Italien
Artikel aus: Magazin "Freiheit für Tiere"
Der Nationalpark Gran Paradiso wurde 1922 als erster Nationalpark Italiens gegründet, um für zukünftige Generationen die Ökosysteme rund um das Gran Paradiso-Massiv zu bewahren. Der 70.318 Hektar große Nationalpark liegt in den Regionen des Aostatals und Piemonts, im Westen grenzt er an den französischen Nationalpark Vanoise. Seit der Gründung vor über 90 Jahren wird in Gran Paradiso nicht mehr gejagt. Tiere und Natur sind im Gleichgewicht.
Die Ziele des Nationalparks sind die Erhaltung der biologischen Vielfalt dieses Gebietes und seiner Landschaft, die wissenschaftliche Forschung, die Umweltbildung und die Entwicklung und Förderung eines nachhaltigen Tourismus. Im Jahr 2006 wurde dem Gran Paradiso-Nationalpark vom Europarat das Europäische Diplom für geschützte Gebiete verliehen. Der Nationalpark Gran Paradiso ist für Besucher ganzjährig geöffnet.
Das weitläufige Territorium beginnt auf einer Höhe von 800 Metern und übersteigt mit dem Gipfel des Gran Paradiso die Grenze von 4000 Metern. Der Gipfel des Gran Paradiso in der Mitte des Nationalparks ist mit einer Höhe von 4.061 Metern der höchste Berg der Grajischen Alpen und gleichzeitig der höchste Berg, der mit seiner Basis vollständig auf italienischem Boden steht.
Symbol des Nationalparks ist der Steinbock. Außer dem Steinbock leben in den felsigen Gebieten und auf den Bergmatten viele Gämsen, Murmeltiere sowie Steinadler und Bartgeier. In niedrigen Lagen bis etwa 2000 Meter Höhe leben Wildschweine, Rehe, Hirsche, Füchse, verschiedene Arten von Mardern, Hermeline und eine große Population von verschiedenen Hasenarten und Wildkaninchen. In den letzten Jahren sind Luchse und Wölfe nach Gran Paradiso zurückgekehrt.
"Wir haben nie Schaden gehabt und mussten nie die Populationen der Tiere irgendwie verringern", sagt der Tierarzt Bruno Bassano, verantwortlich für die gesundheitlichen Belange der Tiere im Nationalpark. Die Tierpopulationen regulieren sich selbst. Die Füchse sind die Gesundheitspolizei des Waldes. In harten Wintern sterben viele Tiere. Bassano: "Wenn der Schnee schmilzt, kommen die Füchse und fressen das Aas." Der Tierarzt ist überzeugt: "Die Umwelt würde sich selbst optimal erhalten mit einem inneren Regelungsmechanismus, ohne dass der Mensch schießt."
Steinböcke
Der Steinbock ist das Symbol des Nationalparks Gran Paradiso. Er lebt in großer Höhe auf Bergwiesen und schroffen Klippen. Die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Tieren sind sehr markant: Am Ende des Herbstes beträgt das durchschnittliche Gewicht der erwachsenen Männchen über 90 Kilogramm, die Weibchen wiegen nur zwischen 35 bis 49 Kilo. Die Hörner der Männchen sind viel länger und größer als die der Weibchen. Die Nahrung des Steinbocks besteht im Sommer ausschließlich aus frischem Gras, während er sich in den anderen Jahreszeiten von Büschen, Flechten und Nadeln ernährt. Steinböcke standen im späten neunzehnten Jahrhundert vor dem Aussterben und überlebten nur in den Tälern des heutigen Nationalparks Gran Paradiso, der aus einem 1856 zum Schutz des Alpensteinbocks geschaffenen königlichen Jagdreservat hervorging. Im 20. Jahrhundert hat sich die Population erholt, so dass es im Nationalpark zahlreiche Steinböcke gibt. Der Steinbock genießt durch den Nationalpark besondere Aufmerksamkeit und besonderen Schutz; seiner Erforschung und Erhaltung sind viele Projekte gewidmet.
Murmeltiere
Der Lebensraum der Murmeltiere sind die subalpinen und alpinen Wiesen im Nationalpark. Sie leben vor allem auf Südhängen, wo Erde, Schutt und Geröll den Bau von tiefen Löchern ermöglichen. Während sie normalerweise den Bereich oberhalb der oberen Baumgrenze in einer Höhe zwischen 2000 und 3000 Meter bewohnen, leben sie in einigen Bereichen auf Wiesen auf 800 Meter Höhe. In der kalten Jahrezeit halten Murmeltiere einen ausgedehnten Winterschlaf. Der Schlafkessel wird dafür mit weichem Gras ausgepolstert, in welchem sich die Tiere zusammenrollen. Für diese lange Ruhezeit fressen sie sich während der kurzen Sommermonate große Fettreserven an. Das Murmeltier ernährt sich hauptsächlich von Gras, frisst aber auch Knospen, Samen, Früchte, Beeren und Wurzeln und manchmal auch Insekten, kleine Säugetiere und Vogeleier.
Gämsen
Gämsen sind typische Bewohner der mittleren und hohen Berge im Nationalpark, sie klettern auf steile Hänge und Felsen. Sie sind mittelgroß, ihr Körperbau ist kompakt, sowohl Männchen als auch Weibchen haben geschwungene Hörner. Im Sommer ernähren sich die Gämsen fast ausschließlich von frischen Kräutern, während der Wintersaison von Blättern, Sträuchern, Moosen und Flechten. Die Gämse ist die häufigste Huftierspezies im Nationalpark und gleichmäßig in den Tälern des Piemont und Valle d'Aosta verteilt. Hohe Dichten kommen in den Tälern von Campiglia , Noaschetta, Ciamosseretto, Sort, Levionaz und Valnontey vor. Die Gämse steht unter besonderer Berücksichtigung von Forschern im Park. Eine langfristige Studie über ihre Öko-Ethologie ist in Vorbereitung.
Steinadler
Der Steinadler nistet an Felswänden in über 1400 Meter Höhe, wo er nicht von anderen Tieren oder von Menschen gestört wird. Er hat eine Flügelspannweite von 190 bis 220 Zentimeter, das Weibchen ist größer als das Männchen. Erwachsene Steinadler haben braunes Gefieder, die Jungvögel haben große weiße Flecken auf den Flügeln. Der Steinadler ernährt sich von Murmeltieren, kleinen Säugetieren, Vögeln und Kadavern von Huftieren. Erhebungen zeigen, dass im Nationalpark etwa 17 Adlerpaare leben. Die Adlernester sind in allen Tälern des Parks verteilt.
Rehe
Die Rehe leben im Nationalpark in Bereichen der unteren Lagen, wo es Laub- und Mischwälder gibt, die durch viele Lichtungen unterbrochen werden. Rehe benötigen eine Ernährung, die reich ist an Blättern, Kräutern und Trieben mit wenig Ballaststoffen. Die Rehpopulation im Nationalpark ist in letzter Zeit etwas gewachsen. Zudem nimmt die Präsens der Rehe im Park zu, wenn außerhalb des Parks die Jagd eröffnet wird. Rehe kommen am häufigsten im unteren Valle Orco und Soana vor; die drei Täler des Val d'Aosta werden inzwischen auch langsam aber stetig besiedelt.
Hirsche
Die Hirsche bevorzugen die Wälder und den hochstämmigen Wald, mit Lichtungen und Wiesen durchsetzt. Als größte wiederkäuende Pflanzenfresser in Italien haben die männlichen Hirsche ein Gewicht von 160 bis 210 Kilogramm, die Hirschkühe 90 bis 130 Kilo. Nur die männlichen Hirsche tragen ein Geweih, es wird jedes Jahr nach der Paarungszeit abgeworfen und anschließend neu gebildet. Hirsche fressen pro Tag im Durchschnitt 10 bis 15 Kilo, hauptsächlich große Mengen Gras, dazu Blätter von Bäumen und Sträuchern. Im Winter ernähren sie sich von Zweigen und Rinde von Hart- oder Weichholz sowie von Eicheln, Kastanien und Bucheckern. Die Hirsche kamen in den Nationalpark aufgrund der Wiederansiedlung in den frühen 1980er Jahren im Aosta-Tal.
Wildschweine
Wildschweine sind in der Lage, in sehr unterschiedlichen Umgebungen zu leben, sofern sie Wasser, Nahrung und eine gute Vegetationsdecke vorfinden. In Gran Paradiso sind sie von der Ebene bis an den Rand der Waldgrenze in den Bergen in 2000 Metern Höhe zu beobachten. Das Wildschwein ist ein Allesesser und bevorzugt Früchte wie Eicheln, Kastanien, Obst, Beeren, Pilze und Wurzeln, die etwa 80 bis 90 Prozent der Ernährung ausmachen. Hinzu kommen Würmer, Engerlinge, Larven, Schnecken, Mäuse und Aas. Die Wildschweine wurden erst in den frühen 1980er Jahren im Nationalpark beobachtet, zuerst auf der Piemont-Seite des Parks. Inzwischen leben stabile Populationen vor allem im Soana-Tal und in der Valle Orco. Seltener werden Wildschweine in den Tälern Val d'Aosta Rhêmes Valley und Savara beobachtet.
Füchse
Füchse sind im Nationalpark Gran Paradiso weit verbreitet. Sie leben in den Auwäldern der unteren Lagen bis zu den Wiesen der alpinen Zone oberhalb von 2.500 Metern. Ihre wichtigsten Nahrungsquellen sind Mäuse, Hasen und Aas. Über die Ernährung der Füchse im Nationalpark wurden Studien durchgeführt: In den Sommermonaten und während des späten Winters halten sie sich in der Umgebung von Gämsen und Steinböcken auf. Hier wirken sie als Gesundheitspolizei : Sie vertilgen im Sommer kranke und tote Kitze, die von ihren Müttern verlassen wurden sowie das Aas von Tieren, die im Winter den Hungertod erlitten.
Wölfe
Im 19. Jahrhundert wurden die Wölfe nahezu ausgerottet. Jetzt sind sie nach Gran Paradiso zurückgekehrt: In den letzten zehn Jahren kann die Anwesenheit von Wölfen im Park häufig beobachtet werden, vor allem in den Tälern der Val d'Aosta. Die Ausbreitung des Wolfes wird durch das Vorhandensein von Höhlen und Zufluchtsorten und der Abwesenheit von Menschen bestimmt. Im Winter haben Wölfe ein dichtes, graues Fell mit langen Haaren, im Sommer ist das Fell kurz, seidig und hat eine rötlich-braune Farbe. Bekanntlich sind Wölfe sehr soziale Tiere. Das Wolfsrudel besteht im Regelfall aus dem Elternpaar und deren Nachkommen, es handelt sich also um eine Familie. Die Elterntiere sind grundsätzlich dominant gegenüber ihrem Nachwuchs, Kämpfe um die Rangordnung gibt es daher nicht. Die Jungwölfe aus dem Vorjahr unterstützen die Eltern bei der Aufzucht der neuen Welpen. Mit Erreichen der Geschlechtsreife im Alter von zwei Jahren suchen sie ein eigenes Revier. Wölfe jagen im Rudel; Hauptbeute sind mittelgroße bis große wilde Huftiere. Der Wolf wird von Schäfern und Bauern immer wieder verdächtigt, Schafe zu reißen. Bruno Bassano, Tierarzt im Nationalpark Gran Paradiso, weist darauf hin, dass Schafe sehr viel häufiger von Hunden gerissen werden.
Luchse
Ähnlich wie Braunbär und Wolf war auch der Luchs über viele Jahrzehnte starker Verfolgung ausgesetzt und durch gezielte Ausrottungsmaßnahmen aus Westeuropa verschwunden. In den letzten Jahren werden Luchse immer wieder im Nationalpark gesehen. Sie leben überwiegend in bewaldeten Gebieten. Die Fellfarbe variiert von Grautönen im Winter bis rötlich-braun im Sommer. Typisch sind die Pinsel auf den Ohren, ein ausgeprägter Backenbart und der kurze Schwanz. Der Luchs ist ein reiner Fleischfresser. In der Regel essen sie, was sie jagen, sie können sich aber auch von Kadavern ernähren. Die Beute ihrer Wahl in der Bergwelt sind Rehe und Gämsen. Da ihr Territorium etwa 200 bis 300 Quadratkilometer groß ist, wird von einer Anwesenheit von maximal zwei Paaren im Nationalpark ausgegangen.
Informationen
Parco Nazionale Gran Paradiso
Via della Rocca, 47 10123 Torino (TO)
Internet: www.pngp.it
Interview mit Bruno Bassano
GLEICHGEWICHT IN DER NATUR OHNE JAGD
In den weiträumigen italienischen Nationalparks wird seit Jahrzehnten nicht mehr gejagt. Gran Paradiso ist der bekannteste und zugleich der größte italienische Nationalpark. Seit 1922 ist in dem 72.000 Hektar großen Waldgebiet die Jagd abgeschafft. Wir sprachen mit dem Tierarzt Bruno Bassano, der für die gesundheitlichen Belange der Tiere im Nationalpark Gran Paradiso verantwortlich ist.
Welche Tiere leben im Nationalpark Gran Paradiso?
Bassano: In unseren Bergen leben verschiedene Huftiere, insbesondere der Steinbock, der unser Symbol ist, und natürlich auch viele Gemsen. Zur Zeit sehen wir auch wieder Rehe und Hirsche, aber in kleiner Anzahl und nur in Teilbereichen. Die Wildschweine leben nur in niedrigeren Lagen, etwa bis 2000 m Höhe. Dann haben wir verschiedene Hasenarten. Unter den Fleischfressern finden wir natürlich Füchse und verschiedene Arten von Mardern. In jüngster Zeit sind auch wieder Luchse und Wölfe gesehen worden. Heimisch ist in Gran Paradiso auch der Goldadler - und immer öfter werden auch Bartgeier gesehen, welche im ganzen Alpengebiet wieder eingeführt werden. Und natürlich leben hier überall Murmeltiere.
In Deutschland wird auch in Nationalparks gejagt. Wird bei Ihnen im Nationalpark Gran Paradiso gejagt?
Bassano: Nein, seit Gründung des Nationalparks im Jahre 1922 gibt es keine Jagd mehr. Es gab einige kurze Zeiten am Anfang und dann in den Jahren 1965-69, in denen selektiv etwas gejagt wurde auf Druck von außen. Aber es wurden nur alte oder kranke Tiere getötet. Das kann man nicht als übliche Jagd definieren, in der frei lebende Tiere abgeschossen werden um die Zahl zu vermindern. Seither wird gar nicht mehr gejagt.
Entstanden daraus Schwierigkeiten? Denn hier bei uns in Deutschland sagt man, wenn es keine Jagd gibt, würden die Tiere überhand nehmen.
Bassano: Wir haben nie Schaden gehabt und mussten nie die Population der Tiere irgendwie verringern. Selbst als die Population der Steinböcke auf 6000 Tiere anstieg, haben wir keine Probleme mit Schäden gehabt.
Ein Hauptargument der Jäger in Deutschland ist, dass die Rehe die jungen Bäume im Wald fressen. Wenn man in ganz Italien oder in ganz Deutschland die Jagd abschaffen würde, meinen Sie, dass der Verbiss ein Problem wäre?
Bassano: In bestimmten Gegenden, in denen z.B. die Anzahl der Hirsche groß ist, könnte es natürlich einige Schwierigkeiten für die Aufforstung oder für die Erneuerung der Pflanzen bringen. Hier sind Umzäunungen der neuen Aufforstungen sicher angebracht. Es ist klar, dass man bestimmte Grenzen erreicht, wenn der Eingriff der Tiere auf die Pflanzen zu groß ist. Aber ich muss hier daran erinnern, dass diese Probleme von den Jägern hausgemacht sind. Und natürlich passt sich die Pflanzenwelt dem Tierbestand an und umgekehrt. Es kommt darauf an, was man mit dem Wald vorhat.
Wenn man bei uns in Deuschland aufforstet, werden oft 20.000 Bäume gepflanzt, obwohl letztendlich Platz nur Platz für 2000 oder 3000 ausgewachsene Bäume ist. Der größte Teil wird also ausgeschlagen. Davon fressen die Tiere doch nicht einmal einen Bruchteil...
Bassano: Genau, das meinte ich, als ich sagte, es kommt darauf an, was man mit dem Wald vorhat. Wenn der Wald aus rein wirtschaftlichen Gründen gepflanzt wird - so, wie es die Förster sehen, welche den Wald als Produktion von Holz ansehen - dann ist es klar, dass ein Huftier wie der Hirsch Probleme verursachen kann. Wenn man aber den Wald aus ökologischer Sicht betrachtet, dann muss dieses Problem nicht existieren; dann werden Tier und Pflanze ein Gleichgewicht finden.
Es ist aber klar: Immer wenn der Mensch eingreift und - so, wie es in manchen Gebieten in der Schweiz passiert ist - in den Lawinenschluchten Nadelbäume pflanzt, die für dieses Gebiet nicht üblich sind, dann ist es möglich, dass die Steinböcke diesen Pflanzen Einhalt gebieten. Aber die Pflanzen wuchsen ursprünglich nicht dort.
Immer mehr Ökologen kommen zu dem Ergebnis, dass sich Tierpopulationen selbst regulieren würden, wenn man sie nur ließe.
Bassano: Das beobachten wir auch in Gran Paradiso. Insbesondere im Winter sterben etliche Tiere. Wenn der Schnee schmilzt, kommen die Füchse und fressen das Aas.
In Deutschland sagt man, dass es notwendig sei, die Füchse zu jagen, weil sonst die Hasen aussterben würden. Sind im Nationalpark die Hasen schon ausgestorben?
Bassano: (lacht) Nein, nein, wir haben sehr viele Hasen, eine große Population von verschiedenen Hasenarten und Wildkaninchen.
Bei uns in Deutschland ist ein weiteres Argument für die Jagd auf Füchse die angebliche Gefahr durch Tollwut und den Fuchsbandwurm.
Bassano: Bei den Tollwut-Epidemien in den 70er Jahren kam man zu dem Ergebnis, dass es falsch war, die Füchse zur Bekämpfung der Tollwut zu jagen. Durch die Jagd auf Füchse mussten die Füchse ihre Reviere verlassen, was zur Ausbreitung der Krankheit führte. Deswegen ist man in Italien inzwischen zur Impfung übergegangen. Im Nationalpark vertreten wir bezüglich der Gesundheit der Tiere den Standpunkt, dass wir den natürlichen Lauf der Dinge lassen - damit sich ein Gleichgewicht innerhalb der Population der Füchse einstellen kann.
Glauben Sie, dass die Jagd aus irgendwelchen ethischen oder ökologischen Gründen notwendig ist?
Bassano: Ganz klar: Nein! Derzeit ist in Italien im Großteil des Landes die Jagd erlaubt. Unter ökologischen Gesichtpunkt ist es daher sehr wichtig, dass die Anwesenheit des Menschen als Jäger wenigstens in den Parkgebieten ausgeschlossen wird um die natürliche Evolution mancher Tierarten ohne Eingriff durch den Menschen zu messen. In den anderen Gebieten, für die bislang keine Schutzregelung gilt, wird die Abschaffung der Jagd eine politische Entscheidung sein. Wenn einer an eine alte oder ursprüngliche Tradition des Menschen als Jäger anknüpfen will - dann ist es klar, dass Elemente ins Spiel gebracht werden, die mit der Ökologie nichts zu tun haben. Das Ziel der Jäger ist, die Zahl ihrer Opfer konstant hoch zu halten. Die Umwelt würde sich selbst optimal erhalten mit einem inneren Regelungsmechanismus, ohne dass der Mensch schießt. Ich sehe für die Jagd wirklich keine andere Funktion, als dass es ein Vergnügen ist.
Auch in Deutschland mehren sich die Stimmen, dass sich Tierpopulationen von selbst regulieren würden, wenn man sie nur ließe. Können Sie sich nach Ihren Erfahrungen im Nationalpark vorstellen, dass man auch in Deutschland ohne Jagd auskäme?
Bassano: Ja, auf jeden Fall! Die Jagd dient nur den Jägern.