Ursachen der Wildschweinschwemme

Sind die Jäger schuld an der Wildschweinschwemme?

Seit Jahren ist in allen Zeitungen von einer "Wildschweinschwemme", gar von einer "Wildschwein-Plage" zu lesen. Doch obwohl in Deutschland so viele Wildschweine geschossen werden, wie noch nie seit Beginn Aufzeichnungen in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, steigt die Anzahl der Wildschweine weiter. Ist die Lösung des "Wildschweinproblems", noch mehr Tiere zu schießen? Oder ist gerade die intensive Jagd auf Wildschweine das Problem? Denn so paradox es klingen mag: Je mehr Jagd auf Wildschweine gemacht wird, um so stärker vermehren sie sich. Auf diesen Zusammenhang weisen immer mehr Wissenschaftler hin.

Neue Daten aus Italien:

Vermehrung von Wildschweinen durch Jagd

Bei einem Vortrag in Vasto mit dem Titel Biologische Gründe für die Verbreitung von Wildschweinen und damit verbundene rechtliche Probleme stellte Prof. Andrea Mazzatenta, Experte für Pheromone, Forschungsergebnisse vor und zeigte mit Daten und Grafiken, dass die Hauptursache für die Vermehrung und Ausbreitung des Wildschweins in den Abruzzen die Zunahme der Jagd auf Wildschweine in den letzten Jahrzehnten ist. Auch in der Toskana hat sich die Zahl der Wildschweine durch die starke Bejagung verdoppelt und heute die Marke von 200.000 überschritten.

Wie Prof. Mazzatenta erklärt, werden Wildschweinrotten von Leitbachen dominiert. Die Leitbachen bilden Pheromone (hormonähnliche Duftstoffe als Botenstoffe zur Informationsübertragung). Durch die Emission von Pheromonen wird die Fruchtbarkeit der anderen Weibchen niedrigeren Ranges gehemmt, wodurch sich die Leitbachen als einzige in der Rotte fortpflanzen.

Da Jäger bei der Jagd die Leitbachen abschießen, zerfallen die Rotten. Dadurch wird bei den anderen, rangniedrigeren Weibchen sofort die Brunst ausgelöst, wodurch sie sich mehrmals im selben Jahr fortpflanzen und ihrerseits neue Rotten bilden. Auf diese Weise steigt die Zahl der Wildschweine von Jahr zu Jahr an.

Quelle: Wissenschaft: Die Jagdtätigkeit lässt die Art vermehren. WILD beim WILD, 11.7.2021
wildbeimwild.com/wissenschaft/die-jagdtaetigkeit-laesst-die-art-vermehren/46112/2021/07/11/

Langzeitstudie aus Frankreich:

Mehr Jagd führt zur Vermehrung der Wildschweine

Eine französische Langzeitstudie kam schon vor 10 Jahren zu dem Ergebnis: Starke Bejagung führt zu einer deutlich höheren Fortpflanzung und stimuliert die Fruchtbarkeit.

Die Wissenschaftler um Sabrina Servanty verglichen in einem Zeitraum von 22 Jahren die Vermehrung von Wildschweinen in einem Waldgebiet im Departement Haute Marne, in dem sehr intensiv gejagt wird, mit einem wenig bejagten Gebiet in den Pyrenäen. Das Ergebnis wurde im renommierten "Journal of Animal Ecology" veröffentlicht: Wenn hoher Jagddruck herrscht, ist die Fruchtbarkeit bei Wildschweinen wesentlich höher als in Gebieten, in denen kaum gejagt wird. Weiterhin tritt bei intensiver Bejagung die Geschlechtsreife deutlich früher vor Ende des ersten Lebensjahres ein, so dass bereits Frischlingsbachen trächtig werden. Auch das Durchschnittsgewicht der erstmalig fruchtbaren Wildschweine ist bei hohem Jagddruck geringer. In Gebieten, in denen wenig Jäger unterwegs sind, ist die Vermehrung der Wildschweine deutlich geringer, die Geschlechtsreife bei den Bachen tritt später und erst bei einem höheren Durchschnittsgewicht ein. (vgl. Servanty et alii, Journal of Animal Ecology, 2009) Mit dieser Studie ist bewiesen, dass die starke Vermehrung bei Wildschweinen nicht auf nur vom Futterangebot abhängt, sondern auch von der intensiven Bejagung.
Lesen Sie die Übersetzung der französischen Langzeitstudie als pdf-download

Die Ursachen der Wildschweinschwemme

Mehr Jagd macht Wildschweine früher reif
Wissenschaftliche Studien zeigen: Jagd ist kontraproduktiv


So süß die Frischlinge sind, so viel Ärger können ausgewachsene Wildschweine bereiten. Der Vermehrung der Tiere ist schwer beizukommen, zumal sich Jagen als kontraproduktiv erwiesen hat.
Intensive Bejagung scheint aber kein Ausweg zu sein, wie wissenschaftliche Studien nun zeigen. (...)
Zwar hätten verschiedene europäische Regionen noch recht unterschiedliche Populationsdichten vorzuweisen, doch die Zuwachsraten seien fast überall die gleichen. (...)
Über die möglichen Ursachen der Schwarzwildschwemme streiten sich Biologen, Jäger und Tierschützer schon seit Jahren. Letztere behaupten, dass vor allem die Wildfütterungen der Jäger Schuld seien. Tatsächlich werden zum Beispiel in Südwestdeutschland Wildschweine mit durchschnittlichen Futtermengen von mehr als 100 kg jährlich pro geschossenes Tier praktisch gemästet. (...)
Ein weiterer Kritikpunkt von Jagdgegnern bezieht sich auf den Abschuss selbst. Erhöhter Jagddruck, so die Tierschützer, bringe das Sozialgefüge der Wildschweinrotten aus dem Gleichgewicht und fördere so eine übermäßige Fortpflanzung, weil in Ermangelung von älteren "Bachen" - Muttertieren -
die jungen Säue frühreif gedeckt würden. Allerdings ließ sich diese These bislang kaum wissenschaftlich untermauern. Die Debatte dürfte nun aber neu befeuert werden.
Laut einer aktuell publizierten französischen Langzeitstudie scheint starke Bejagung durchaus die Fortpflanzungsfähigkeit zu stimulieren. In einem Waldgebiet im Departement Haute Marne erreichen deutlich mehr Jungsäue vor dem Ende ihres ersten Lebensjahres die Geschlechtsreife und werden trächtig, als dies zum Beispiel bei ihren Artgenossen in den
Pyrenäen der Fall ist. Dort sind weniger Jäger unterwegs (vgl. Servanty et alii, Journal of Animal Ecology).
Das Durchschnittsgewicht der erstmalig Fruchtbaren ist bei den untersuchten französischen Säuen ebenfalls geringer. (...)
Der Standard, Printausgabe, 16.09.2009

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Wildschweine wehren sich gegen den falschen, asozialen Abschuss

"Jetzt werden die Sauen wirklich wehrhaft! Sie wehren sich mit einer unglaublichen Zuwachsdynamik gegen den falschen, asozialen Abschuss in den Altersklassen....
Diese Fehlabschüsse führen bekanntlich zur unbehinderten Vermehrung des Schwarzwildes. Wollen wir wirklich die Vermehrung noch stoppen, dann müsste unter anderem für drei Jahre der Abschuss der Keiler und großen Bachen untersagt werden. Das wäre dann ein realer Schutz der wichtigsten Leitbachen, sie würden wieder eine soziale Ordnung in den Wildbestand bringen. Aber hat die Jagd noch die Kraft, wildbiologische Erkenntnisse durchzusetzen oder lässt sie sich in die Schädlingsbekämpfung treiben? Jagd und Jäger verlieren ihr Ansehen..."
Wildmeister Gerold Wandel in Jagdzeitung PIRSCH 1/2004

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Zerstörung von Sozialstrukturen

"Abschließend muss grundsätzlich die Frage erlaubt sein, was wir im Zusammenhang mit der Schwarzwildhege denn nun eigentlich wollen? Bei allen jagdlichen Freuden, die uns das Schwarzwildbeschert, sind wir leider nicht in der Lage - und zwar republikweit -, so mit den Sauen umzugehen, dass man von sozialbiologischstabilen Beständen sprechen könnte.
Trotz Schwarzwildringen, Hegegemeinschaften und Ähnlichem, die bedauernswerterweise häufig nur auf dem Papier funktionieren, kann wohl gegenwärtig kaum irgendwo der Nachweis einer nachhaltigen Altersklassenhege erbracht werden. Dazu gehören eine befriedigende Anzahl an Leitbachentypen und reifen Keilern (ab 5 Jahre). Wo bleibt die Verpflichtung nach 1 BJG zur Hegepflicht?
Unsere Schwarzwildbestände sind (oder waren sie?) hoch, sozialbiologisch desorganisiert, in ihrer Struktur eher "Kindergärten"! Der Begriff asozial ist wohl am treffendsten, denn die Sozialstrukturen sind zerstört.
Reife Keiler sind die seltene Ausnahme, "Kinder gebären Kinder" und die damit provozierte Verzwergung der Bachen schreitet dramatisch fort.
Wir Jäger (!) haben dabei zudem einen Schwarzwildbestand geschaffen, der höchst anfällig ist."
Auszüge aus einem Kommentar von Hans-Joachim Duderstaedt in der Dezemberausgabe 2006 der Jägerzeitschrift PIRSCH

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Leitbachenabschuss größtmöglicher Fehler von jägerischer Seite

Der Kreisjägermeister machte in seinem Vortrag mehrfach deutlich, dass ohne die Kenntnisse der Verhaltenspsychologie innerhalb einer Wildschweinrotte weder eine erfolgreiche Jagd noch ein erfolgreiches Wildmanagement möglich seien.
Klaiber machte das am Beispiel der Leitbache deutlich, die die Rotte führt. Als einen der größten möglichen Fehler von jägerischer Seite stellte Klaiber den Abschuss dieser Leitbache dar. Zu den Aufgaben des Leittieres gehöre es beispielsweise dafür zu sorgen, dass nicht bereits die älteren Jungtiere wieder Frischlinge bekommen. Auch halte sie die älteren Jungtiere, die "Überläufer" in Zaum und verhindere damit noch größere Flurschäden. Klaiber: "Eine reine Überläuferrotte ist so etwas wie eine Bande menschlicher Halbstarker." Der Jäger muss bei der Wildschweinjagd gesetzliche Vorgaben beachten. Sollte er ein Mutterschwein von den Frischlingen wegschießen, wäre das sogar eine Straftat im Sinne des Tierschutzgesetzes.
Südkurier, 4.7.2009 (Auszug)

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Berufsjäger: Wildschweine regulieren ihren Bestand selbst,
wenn sie in intakten Familienverbänden unterwegs sind

Helmut Hilpisch, Berufsjäger in Diensten der Hövel"schen Rentei, sieht Fehler in der Jagd und Politik: Wildschweine regulieren ihren Bestand selbst zumindest dann, wenn sie in intakten Familienverbänden unterwegs sind. Dann sorgt ihr Sozialverhalten dafür, dass nur einzelne weibliche Tiere rauschig werden: Lediglich die älteren Bachen werden dann befruchtet. Fehlen diese älteren Bachen, werden auch jüngere weibliche Tiere schnell trächtig. Mit anderen Worten: Statt zwei alten Tieren werden fünf junge zum Muttertier von noch mehr Frischlingen. Es kommt immer wieder vor, dass ältere Bachen zum falschen Zeitpunkt geschossen werden , kritisiert Hilpisch. Politisch könne das reguliert werden, indem während des Frühjahrs eine Schonzeit für adulte Bachen ausgesprochen werde. (...)
Quelle: Siegener Zeitung, 18.10.2008 (Auszug)

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Wildschwein-Vermehrung völlig außer Kontrolle
Sozialstruktur aus Fugen geraten


Wenn Wildschwein-Babys im November durch Hessens Wälder toben, ist das kein gutes Zeichen: Sie sind zu klein für die winterliche Notzeit. In der Regel kommen Frischlinge im Frühjahr zur Welt und haben genug Zeit, sich für ihren ersten Winter Speck anzufressen. Dass in diesem Herbst noch Gestreifte unterwegs sind, liegt an der aus den Fugen geratenen Sozialstruktur der Tiere und der explosionsartigen Vermehrung. Der Landesjagdverband beklagt "die desolate Situation in den Schwarzwildrotten". Fehler bei der Jagd trugen dazu bei.
Normalerweise sorgen erfahrene weibliche Tiere, die Leitbachen, nicht nur für Ordnung in der Rotte, sondern auch für Geburtenkontrolle. Ihre Hormone bestimmen die Empfängnisbereitschaft aller Weibchen der Gruppe - in der Regel im Dezember/Januar - und verhindern, dass zu junge Tiere befruchtet werden. Männliche Tiere (Keiler) statten den Rotten nur Besuche zur Paarung ab. Vier Monate später werden die Frischlinge geboren. Fehlen Leitbachen, weil sie bei der Jagd oder Unfällen getötet wurden, löst sich die Ordnung auf. Junge Bachen sind dann schon unter einem Jahr empfängnisbereit und bekommen Frischlinge, einen Zeitplan gibt es nicht mehr. Folge laut Jagdverband: "Unkontrollierbare Vermehrung".
Allgemeine Zeitung, 11.12.2007

Geburtenkontrolle statt Massenmord

Die Pille : Eine humane und tierfreundliche Alternative

Von Lovis Kauertz, Wildtierschutz Deutschland e.V.

Die Schwarzwildstrecke - zu deutsch: die Zahl der von Jägern erschossenen Wildschweine - hat sich im Zehn-Jahresdurchschnitt in Deutschland seit dem Jagdjahr 1991/92 bis heute mehr als verdoppelt. Sie ist seitdem von durchschnittlich 211.888 in 1991/92 auf 466.963 in 2009/2010 kontinuierlich gestiegen.
Obwohl seit etlichen Jahren die Intensität der Wildschweinbejagung gemessen an den Strecken zunimmt, nehmen die Bestände keineswegs ab, sie werden vielmehr kontinuierlich größer. Damit wachsen auch die Klagen über Schäden aus der Landwirtschaft und zunehmend aus den Peripherien der Städte. Die Aufregung der Bauern ist mitunter so groß, dass sogar nach der Bundeswehr gerufen wird.

Einer weiteren Intensivierung der Jagd auf Wildschweine sind allerdings Grenzen gesetzt, sowohl im räumlichen Sinne (Problem der Jagd in städtischen Regionen), als auch aus ethischen Gründen sowie aus Gründen des Tierschutzes: Die Aufhebung von Schonzeiten, das Abschießen von Leitbachen, eine verstärkte Jagd auf Frischlinge und eine zunehmende Anzahl von Drückjagden stoßen nicht nur in der Bevölkerung auf Akzeptanzprobleme, auch im Kreis der Jägerschaft gibt es Widerstände.

Impfstoffe haben die EU-Zulassung - keine hormonelle Belastung

Eine Lösung, welche Landwirtschaft, Gemeinden und Städte zufrieden stellen könnte, liegt in der Empfängnisverhütung. Von der Jägerschaft wird diese Maßnahme allerdings skeptisch beurteilt. Das verwundert nicht, ist doch die Wildschweinjagd für viele Jäger Passion - eine Leidenschaft, die sie sich nicht nehmen lassen wollen.

Als Hauptargument gegen eine Empfängnisverhütung wird angeführt, dass mit Sexualhormonen versetztes Wildfleisch nicht mehr zum Verzehr geeignet ist. Eine zweite Befürchtung zielt auf das Szenario, dass die Pille für das Wildschwein flächendeckend ausgebracht wird, und danach die Fortpflanzung vollständig und vor allem unkontrolliert zusammenbricht.

Beide Argumente lassen sich jedoch sehr schnell widerlegen: Neuere Präparate zur Fortpflanzungskontrolle basieren nicht mehr auf Hormonen, sondern auf Antikörpern (körpereigene Eiweißmoleküle). Markterprobte Impfstoffe z.B. gegen das Hypophysenhormon GnRH haben die EU-Zulassung für die Verwendung bei Tieren, die für die Nahrungsmittelproduktion vorgesehen sind und erweisen sich deshalb als auch vollkommen unbedenklich im Hinblick auf die Verwertung des Wildbrets von geimpften Wildschweinen. Gelegentlich geäußerte Bedenken hinsichtlich hormoneller Belastungen können vollkommen aus dem Weg geräumt werden, da diese Medikamente keine hormonelle Wirkung ausüben.

Wirksamkeit durch Retard-Mechanismen etwa 12 Monate

Die Impfstoffe arbeiten mit Antikörpern bzw. induzieren die Antikörperbildung gegen das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH). Dieses Hormon reguliert die Bildung der Gonadotropine, die ihrerseits die Bildung von Testosteron beim männlichen und Östrogen beim weiblichen Tier induzieren. Die Unterdrückung der Hormonproduktion im Hoden bzw. Eierstock inaktiviert die Spermien bzw. Eizellbildung. Die Dauer der Wirksamkeit wird derzeit auf ca. 12 Monate geschätzt, erfordert jedoch eine Auffrischung der Impfung nach 4 bis 6 Wochen. Diese Boos terimpfung könnte jedoch durch den Einsatz besonderer Verpackungen ( Retard -Mechanismen) überflüssig werden und damit auch für Wildtiere anwendbar werden.

Punktueller Einsatz in Problemzonen

Das Argument einer flächendeckenden Verabreichung kann ebenfalls widerlegt werden, da eine Impfung im herkömmlichen Sinne nur über den direkten Kontakt zum Tier erfolgen kann. Ein weit gestreuter Köder ist hier vollkommen ungeeignet und würde die Aufnahme der Wildschweinpille durch andere Tiere nicht verhindern können. Deshalb können Maßnahmen zur Fortpflanzungskontrolle nur punktuell (z.B. im Umfeld von Siedlungsgebieten, in Gebieten mit nachweislich hoher Wildschweindichte) durchgeführt werden.
Sichere Verabreichungsmethode

Während das Medikament bereits seit langem marktreif ist, bedarf eine sichere Verabreichung an Wildschweine (an anderen nicht frei lebenden Tierarten wurde es bereits erfolgreich erprobt) noch einer wissenschaftlichen Begleitforschung. Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) Berlin, welches die Forschung hierzu voranbringt, und Wildtierschutz Deutschland bemühen sich derzeit um einen Sponsor bzw. um die Finanzierung dieses auf etwa drei Jahre angesetzten Projektes.

Neben einer sicheren Verabreichungsmethode, die gewährleis ten soll, dass Impfköder an bestimmten Orten kontinuierlich angeboten und ausschließlich von Wildschweinen aufgenommen werden, sind u.a. auch mögliche Auswirkungen hinsichtlich des Revierverhaltens geimpfter Tiere, deren Akzeptanz innerhalb ihrer Familienverbände und das Sozialverhalten der entsprechenden Rotten zu erforschen. Ein Monitoring kann hier beispielsweise über GPS-Halsbänder unterstützt werden.

Als wesentliche Vorteile einer Empfängnisverhütung beim Wildschwein sind zu nennen:

- Zuverlässige und tierschutzgerechte Bestandsregulierung
- Vermeidung einer übermäßigen Beunruhigung des Wildes durch intensive Bejagung (z.B. revierübergreifende Bewegungsjagden, Aufhebung von Schonzeiten, u.a.)
- Hohe Standorttreue der Wildschweine, weniger Abwanderung in Stadtgebiete
- Kein Vakuumeffekt (keine leeren Reviere, die durch neue Rotten besetzt werden), weniger Wanderung, weniger Wildunfälle
- Kontrollierte und konstante Bestände
- Effektive Möglichkeit der immunologischen Behandlung von Tieren (z.B. Schweinepest)
- Einsatz auch in befriedeten Gebieten (Städten) möglich.

Jagd: Nebenform menschlicher Geisteskrankheit

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, schrieb:

Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit .
(Theodor Heuss: Tagebuchbriefe 1955-1963, hg. V. Eberhard Pikart, Tübingen/Stuttgart 1970, S. 106)

Fakten gegen die Jagd

Die moderne Wissenschaft

Die moderne Wissenschaft

hat in zahlreichen Untersuchungen zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tiere empfindungsfähige, Freude und Schmerz verspürende Wesen sind. Tiere verfügen über ein reiches Sozialverhalten und gehen wie wir Beziehungen und Freundschaften ein. Sie können Liebe und Trauer empfinden, ja, sogar Fairness, Mitgefühl, Empathie, Altruismus und moralisches Verhalten zeigen, das über Trieb- und Instinktsteuerung weit hinausgeht.

Trotz beharrlicher Propagandaarbeit der Jagdverbände sinkt das Image der Jäger immer mehr: Immer weniger Spaziergänger, Hundehalter, Reiter und Mountainbiker lassen es sich gefallen, wenn sie von Jägern angepöbelt und bedroht werden - und sie protestieren gegen Ballerei in Naherholungsgebieten sowie gegen Massenabschüsse auf Treibjagden. Immer wieder zu lesen, dass Jäger aus Versehen Liebespaare im Maisfeld, Jagdkollegen oder Ponys auf der Weide mit Wildschweinen verwechseln - das kann einem draußen in der Natur durchaus Angst machen - ebenso wie Schüsse am Spazierweg oder Kugeln, die in Autos einschlagen. Außerdem haben Millionen Tierfreunde kein Verständnis, wenn Jäger ihre Hauskatzen abknallen oder drohen, den Hund zu erschießen.

Tierrechtsorganisationen decken immer wieder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei Treib- und Drückjagden sowie bei Gatterjagden auf, wo halbzahme Tiere gegen Geld abgeknallt werden. Warum Jäger Jagd auf Hasen machen, obwohl sie auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, kann irgendwie auch niemand mehr gut finden. Zudem haben 99,7 Prozent der Bevölkerung andere Hobbys, als Tiere tot zu schießen.

Lesen Sie:

Fakten gegen die Jagd - Die Natur braucht keine Jäger

Warum jagen Jäger wirklich?

Die Frage "Warum jagen wir?" beantwortet eine Jagdredakteurin wie folgt: "Einige beschreiben die Jagd als Kick, andere sprechen von großer innerer Zufriedenheit. Die Gefühle bei der Jagd sind ebenso subjektiv wie in der Liebe. Warum genießen wir sie nicht einfach, ohne sie ständig rechtfertigen zu wollen?"
Rationale Gründe, mit denen Jäger rechtfertigen, dass die Jagd notwendig sei, sind offenbar nur Ausreden. Jedenfalls schreibt die Jägerin: "Der Tod, der mit dem Beutemachen verbunden ist, ist verpönt. Deswegen suchen die Jäger Begründungen in Begriffen wie Nachhaltigkeit, Hege und Naturschutz."

Der Neurologe und Psychoanalytiker Dr. Paul Parin - ebenfalls begeisterter Jäger - schrieb in seinem Buch "Die Leidenschaft des Jägers": "Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird."

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Warum jagen Jäger wirklich?

Immer mehr jagdfreie Grundstücke in Deutschland

Von Schleswig-Holstein bis Bayern: In Deutschland gibt es immer mehr jagdfreie Grundstücke!

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am vom 26.6.2012 entschieden, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundeigentümer die Jagd auf ihrem Grund und Boden gegen ihren Willen dulden müssen, obwohl sie die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen. Aufgrund des Urteils des höchsten europäischen Gerichts wurde die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, ihre Jagdgesetzgebung entsprechend zu ändern. Grundeigentümer können bei der unteren Jagdbehörde einen Antrag stellen, dass Ihr Grundstück jagdrechtlich befriedet wird.

Eine aktuelle Dokumentation über jagdfreie Grundstücke und laufende Anträge auf jagdrechtliche Befriedung finden Sie hier.

Seit 1974: Jagdverbot im Kanton Genf

Im Schweizer Kanton Genf ist die Jagd seit 40 Jahren verboten. Noch nie war die Biodiversität größer und die Wildtierbestände regulieren sich selbstständig erfolgreich. weiterlesen

Seit 1914: Jagdverbot im Nationalpark Schweiz

Im Schweizerischen Nationalpark ist die Jagd seit 1914 Jahren verboten - ein erfolgreiches Modell für eine Natur ohne Jagd, das beweist: Ohne Jagd finden Tiere und Natur in ein Gleichgewicht. weiterlesen

Jagdverbote in immer mehr Ländern

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

verboten. Damit liefert unser Nachbarland den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Weder hat die Zahl der Füchse zugenommen noch gibt es Probleme mit Tollwut. Die Verbreitung des Fuchsbandwurms geht sogar zurück.

Immer mehr Länder sprechen für den Schutz von Wildtieren Jagdverbote aus. weiterlesen