Spaziergang bei Entenjagd

Ich bin grad einfach etwas wütend und fühl mich ohnmächtig und bin beim googeln über Ihre Seite gestolpert und muss mir mal Luft machen... Ich sehe mich derzeit mit Erfahrungen konfrontiert, die ich ohne meinen Familienzuwachs Hund wahrscheinlich gar nicht registriert hätte und so geht es sicher vielen Menschen.

Es begann damit, dass ich wie jeden Tag meine "Emscherrunde" mit unserer Blondie gehen wollte und plötzlich, oben auf der Brücke klatschte mir etwas von hinten an den Oberschenkel. Äußerst schmerzhaft. Ich habe nicht gefunden, was mich getroffen hat und dachte erst, es handele sich um einen Streich und mich hätte z.B. ein Kind mit einer Zwille oder Softairwaffe beschossen, aber in der näheren Umgebung war niemand zu finden - ich habe explizit gesucht. Es war kein Loch in der Hose und es gab nur einen kleinen blauen Fleck, aber das ging mir nicht aus dem Kopf, den Abend und auch den Folgetag nicht.

Am übernächsten Abend begegneten mir zum ersten Mal ein paar dieser Helden im Camouflage-Outfit, bewaffnet, mit Hund und entschlossener Miene. Es schien, als gälte es die Welt zu retten. Armageddon... Anatidaegeddon.
Beide Emscherufer wurden eingenommen und dann ging das Geballer los auf eine Gruppe im Wasser befindlicher Enten. Super, dachte ich. Wie krank muss man sein... Ich habe nicht erkennen können, ob es Erfolge gab, die Hunde suchten, aber ich sah keinen etwas apportieren. Puh, Glück gehabt.

Heute, ein paar Tage später, das gleiche Schauspiel. Ich konnte mich nicht zügeln, wenigstens zu fragen, gegen wen es geht und warum eigentlich.
Die Antwort lautete, es wäre ein Hobby, so wie ich mit meinem Hund spazieren ginge... Aaaahja... Töten als Hobby... schon klar... und sowas läuft frei rum...
Wir - mein jüngster Sohn (12), der Hund und ich, ließen uns dann viel Zeit, den Bereich zu passieren und ich fragte auch noch mal nach, ob es überhaupt gestattet sei, in einem Gebiet voller Spaziergänger zu jagen.
Aber ja doch, das sei ja überhaupt kein Problem.
Wir schlenderten weiter und dann gings irgendwann doch wieder rund und ich konnte erkennen, dass die meisten Enten zumindest vorübergehend ihrem Schicksal entkommen waren, aber auch, dass die Jäger nicht nur in Richtung Wasser schossen, sondern auch versuchten, auffliegende Vögel zu erwischen.

Und da schloss sich mir der Kreis im Kopf zu meinem Oberschenkelknaller von vor wenigen Tagen. Mein Gott, nicht auszumalen, es wäre ein Kind gewesen und der Fehlschuss wäre ins
Auge gegangen.
Und meinem 12 jährigen Sohn standen die Tränen im Gesicht, als er zu mir sagte, die Enten sind doch einfach nur unschuldig da, warum werden die erschossen? Und zuzusehen, wie nachgeschossen wurde, weil die Stümper noch nicht mal richtig treffen können und die
armen Vögel zappelnd im Gras liegen, ist echt nicht schön.

Langer Rede kurzer Sinn: Welche Möglichkeiten hat man, solche "Helden" in ihre Schranken zu weisen, wie kann man sich generell gegen das Auftreten von "Hobbyjägern" in Wohn- und Naherholungsgebieten wehren? Ist die Pacht eine so wichtige Einnahmequelle der Emschergenossenschaft?

Herzliche Grüße aus Dinslaken
Petra Brockhaus

Was kann man tun?

- Wenn Sie sich beim Spaziergang bedroht sehen, rufen Sie die Polizei. Sie können auch nachträglich Anzeige erstatten wegen Gefährdung Ihrer Sicherheit durch den Fehlschuss. Auch das Ordnungsamt ist eine richtige Adresse, zudem die untere Jagdbehörde.
In der Regel werden solche Anzeigen leider eingestellt. Aber evtl. beschweren sich Polizei und Behörden bei der Jägerschaft. Und evtl. beschweren sich ja auch andere Anwohner und
Erholungssuchende über die Hobbyjäger.

- Ihr Bericht ist so eindrücklich und erschreckend, dass er etwas für Ihre örtlichen Zeitungen wäre. Schreiben Sie die Reaktion an, berichten Sie von Ihrer Angst und der Angst um Ihren Sohn und Ihren Hund, die Sorge um die Sicherheit bei der Jagd in Naherholungsgebieten und in der Nähe von Wohngebieten. Schreiben Sie, dass Sie sich an Vögeln erfreuen und nicht
verstehen können, dass Vögel von Hobbyjägern abgeschossen werden, dass etliche Enten nicht ordentlich getroffen werden und verletzt sind.

- Eine sehr gute Möglichkeit ist auch das Schreiben von Leserbriefen. Zum Thema Jagd finden Sie hier Anregungen und Argumente.

Jagd: Nebenform menschlicher Geisteskrankheit

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, schrieb:

Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit .
(Theodor Heuss: Tagebuchbriefe 1955-1963, hg. V. Eberhard Pikart, Tübingen/Stuttgart 1970, S. 106)

Fakten gegen die Jagd

Die moderne Wissenschaft

Die moderne Wissenschaft

hat in zahlreichen Untersuchungen zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tiere empfindungsfähige, Freude und Schmerz verspürende Wesen sind. Tiere verfügen über ein reiches Sozialverhalten und gehen wie wir Beziehungen und Freundschaften ein. Sie können Liebe und Trauer empfinden, ja, sogar Fairness, Mitgefühl, Empathie, Altruismus und moralisches Verhalten zeigen, das über Trieb- und Instinktsteuerung weit hinausgeht.

Trotz beharrlicher Propagandaarbeit der Jagdverbände sinkt das Image der Jäger immer mehr: Immer weniger Spaziergänger, Hundehalter, Reiter und Mountainbiker lassen es sich gefallen, wenn sie von Jägern angepöbelt und bedroht werden - und sie protestieren gegen Ballerei in Naherholungsgebieten sowie gegen Massenabschüsse auf Treibjagden. Immer wieder zu lesen, dass Jäger aus Versehen Liebespaare im Maisfeld, Jagdkollegen oder Ponys auf der Weide mit Wildschweinen verwechseln - das kann einem draußen in der Natur durchaus Angst machen - ebenso wie Schüsse am Spazierweg oder Kugeln, die in Autos einschlagen. Außerdem haben Millionen Tierfreunde kein Verständnis, wenn Jäger ihre Hauskatzen abknallen oder drohen, den Hund zu erschießen.

Tierrechtsorganisationen decken immer wieder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei Treib- und Drückjagden sowie bei Gatterjagden auf, wo halbzahme Tiere gegen Geld abgeknallt werden. Warum Jäger Jagd auf Hasen machen, obwohl sie auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen, kann irgendwie auch niemand mehr gut finden. Zudem haben 99,7 Prozent der Bevölkerung andere Hobbys, als Tiere tot zu schießen.

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Fakten gegen die Jagd - Die Natur braucht keine Jäger

Warum jagen Jäger wirklich?

Die Frage "Warum jagen wir?" beantwortet eine Jagdredakteurin wie folgt: "Einige beschreiben die Jagd als Kick, andere sprechen von großer innerer Zufriedenheit. Die Gefühle bei der Jagd sind ebenso subjektiv wie in der Liebe. Warum genießen wir sie nicht einfach, ohne sie ständig rechtfertigen zu wollen?"
Rationale Gründe, mit denen Jäger rechtfertigen, dass die Jagd notwendig sei, sind offenbar nur Ausreden. Jedenfalls schreibt die Jägerin: "Der Tod, der mit dem Beutemachen verbunden ist, ist verpönt. Deswegen suchen die Jäger Begründungen in Begriffen wie Nachhaltigkeit, Hege und Naturschutz."

Der Neurologe und Psychoanalytiker Dr. Paul Parin - ebenfalls begeisterter Jäger - schrieb in seinem Buch "Die Leidenschaft des Jägers": "Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird."

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Immer mehr jagdfreie Grundstücke in Deutschland

Von Schleswig-Holstein bis Bayern: In Deutschland gibt es immer mehr jagdfreie Grundstücke!

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am vom 26.6.2012 entschieden, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundeigentümer die Jagd auf ihrem Grund und Boden gegen ihren Willen dulden müssen, obwohl sie die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen. Aufgrund des Urteils des höchsten europäischen Gerichts wurde die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, ihre Jagdgesetzgebung entsprechend zu ändern. Grundeigentümer können bei der unteren Jagdbehörde einen Antrag stellen, dass Ihr Grundstück jagdrechtlich befriedet wird.

Eine aktuelle Dokumentation über jagdfreie Grundstücke und laufende Anträge auf jagdrechtliche Befriedung finden Sie hier.

Seit 1974: Jagdverbot im Kanton Genf

Im Schweizer Kanton Genf ist die Jagd seit 40 Jahren verboten. Noch nie war die Biodiversität größer und die Wildtierbestände regulieren sich selbstständig erfolgreich. weiterlesen

Seit 1914: Jagdverbot im Nationalpark Schweiz

Im Schweizerischen Nationalpark ist die Jagd seit 1914 Jahren verboten - ein erfolgreiches Modell für eine Natur ohne Jagd, das beweist: Ohne Jagd finden Tiere und Natur in ein Gleichgewicht. weiterlesen

Jagdverbote in immer mehr Ländern

In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015

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verboten. Damit liefert unser Nachbarland den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Weder hat die Zahl der Füchse zugenommen noch gibt es Probleme mit Tollwut. Die Verbreitung des Fuchsbandwurms geht sogar zurück.

Immer mehr Länder sprechen für den Schutz von Wildtieren Jagdverbote aus. weiterlesen