Jagd ist nicht mehr zeitgemäß
Feldstudien von Ökologen haben längst bewiesen, dass sich die Tierpopulationen selbst regulieren, wenn man sie in Ruhe lässt. Bei Überbevölkerung senkt sich dann die Geburtenrate von selbst. Die Beweise finden sich in Gebieten in Europa, wo nicht mehr gejagt werden darf, wie z.B. in italienischen Naturparks oder im Schweizer Kanton Genf. Hier haben sich die Tierbestände selbst reguliert. Warum ist das nicht bei uns in Deutschland möglich?
Fakt ist, Jagd wird heutzutage mit Naturschutz gleichgestellt, obwohl durch diesen Tiermord massiv in die Population der Tierarten eingegriffen wird. Beispiel Überpopulation Wildschweine. Wenn die Leitbache erschossen wird, ist die ganze Rotte führungslos. Das hat nicht nur eine unkontrollierte Vermehrung der Wildschweine zur Folge, sondern auch, dass die Tiere aufgescheucht werden und in die Felder einbrechen. Paradoxerweise werden vielerorts Wildschweine im Winter von den Jägern gefüttert. Dadurch werden unverhältnismäßig mehr Wildschweine im Frühjahr geboren, die dann im Herbst abgeknallt werden.
Der Jäger holt sich die moralische Rückendeckung von den Landwirten, die nicht bereit sind, ein paar Quadratmeter den Tieren zu überlassen. Gerade im ländlichen Bereich des Bodenseegebietes sieht man sogar, dass manchmal Felder eingezäunt werden, damit der Feind - das Wild - ja nicht ein Hälmchen Getreide abbekommt. Der Mensch hat den Wildtieren aus Profitgier den Lebensraum genommen. Wenn die Tiere dann zur Nahrungssuche auf die Felder gehen, werden sie erschossen - gnadenlos. Und auf der anderen Seite kassieren die Landwirte hohe Prämien für Stilllegungsflächen. Wir haben in Deutschland eine landwirtschaftliche Überproduktion, die die Preise in den Keller treibt.
Dabei trägt die Landwirtschaft mit ihrer Fleischindustrie (Gülle), falschen Bewirtschaftung (z.B. Einsatz von Pestiziden, Herbiziden, Düngmitteln etc.), zu einem erheblichen Maße mit dazu bei, dass das ökologische Gleichgewicht in Feld und Wald gestört ist.
Und wenn der Wald stirbt, sollen auf einmal die Rehe daran Schuld sein. Rehe sind von Natur aus gar keine Waldtiere, sondern leben in der Steppe, auf Wiesen und Felder. Weil der Mensch ihnen den Lebensraum genommen hat und sie gejagt werden, haben sie sich zum Schutz in den Wald zurückgezogen. Würden diese intelligenten Tiere nicht gejagt werden, müssten sie sich auch nicht im Wald verstecken und es gäbe keinen Verbiss!
Der Mensch schreckt vor nichts zurück. Selbst an der Verbreitung der Schweinepest sollen Wildschweine schuldig sein. Dabei ist längst erwiesen, dass durch die Masttierhaltung diese Krankheit zu den Wildschweinen gelangt ist und nicht umgekehrt, so das Gutachten des vereidigten Forstsachverständigen Dr. Eberhard Schneider aus Göttingen. Die Verbreitung der Seuche unter den Waldtieren erfolgt über die Luft, über die Gülle, über die Menschen, die in den Wald gehen, insbesondere auch über Jäger, die Lebensmittel an Wildschweine verfüttern, die kontaminiert sein könnten.
Viele Jäger machen heutzutage keinen Hehl mehr daraus, dass es ihnen nicht um Hege und Pflege von Wald und Feld geht, sondern dass die Lust am Töten die eigentliche Triebfeder ihres barbarischen Tuns ist. Übrigens, nur etwa 500 Jäger in Deutschland sind Berufsjäger, die restlichen 300.000 sind Hobbyjäger, die in ihrer Freizeit durch das Abknallen der Tiere ihre Entspannung suchen.
Bei uns in Deutschland herrscht schon lange Krieg - Krieg gegen die Tiere in den Wäldern und auf den Feldern. In den Jagdjahren 2001/ 2002 wurden in Deutschland 5.354.499 Tiere von Jägern getötet (ohne Haustierabschüsse - nach Schätzungen der Initiative jagdgefährdeter Haustiere IjH jährlich ca. 250.000 - 300.000 Katzen und 30.000 Hunde). Und jedes Tier ist ein Einzelschicksal, hinter dem unendlich viel Schmerz, Angst und Qualen steckt, sowohl für das betroffene Tier, als auch für die ganze Tierfamilie, aus der es gerissen wird.
Karin Großhart